2008 war ich für ein Praktikum während meines Tourismus Management Studiums in Südafrika . Das war in einem kleinen Guest House in Somerset West, das liegt ca. 30 Min östlich von Kapstadt kurz vor den Cape Winelands, einer bekannten Weinregion in Südafrika.

Ich hatte super viel Glück mit diesem Praktikum, weil ich neben einem eigenen Zimmer auch die Verpflegung inklusive hatte, ein bisschen Taschengeld bekommen habe und sogar ein eigenes Praktikanten Auto hatte. Das war natürlich mehr eine Rostschüssel, aber sie ist gefahren. Hin und wieder musste man den Auspuff wieder einhängen, wenn die Straße etwas holpriger war, aber sonst war ich super happy damit und natürlich auch sehr unabhängig. In meiner Zeit dort habe ich einige andere Deutsche kennengelernt, die auch zum Praktikum in Südafrika waren, die haben ihr Praktikum allerdings über eine Agentur gefunden, mussten dafür Geld bezahlen, haben für das Praktikum kein Geld bekommen und mussten sogar die Unterkunft selbst bezahlen.

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Es war auch super entspannt, weil ich nicht so viel zu tun hatte. Meine Hauptaufgabe war das Frühstück herzurichten und dann die Gäste zu bedienen. Nach dem Frühstück hat man dann noch bisschen mit den Gästen geratscht, ihnen Tipps gegeben oder ein Restaurant für sie reserviert. Danach noch bisschen aufräumen und das wars dann eigentlich. Für die Zimmer und generell die Sauberkeit des Guest Houses hatten wir noch Angestellte. Also hatte ich viel Zeit zu lesen, am Pool zu liegen oder die Gegen zu erkunden, ich musste mich nur mit den Inhabern absprechen, weil immer jemand da sein musste.

Nach meinem Praktikum wollte ich dann natürlich die Gelegenheit nutzen und noch mehr vom Land sehen. Besuchen konnte mich damals leider niemand, das war für meine Freunde einfach zu weit weg und eben zu teuer, also blieb mir nichts anderes übrig, als alleine los zu ziehen. Was ich mir damals anhören durfte, ob mir das nicht zu gefährlich sei, so alleine, als Frau, in Südafrika… Aber ich hab mich natürlich vorher erkundigt und auch die Inhaber des Guest Houses meinten, dass das schon ginge, wenn ich einfach auf ein paar Dinge achte wie z.B. nachts nicht an einer roten Ampel, wenn alles frei ist, anzuhalten oder generell alleine nachts auf den Straßen zu sein.


Ich hatte mir eine Route überlegt: von Somerset West ging es über die Karoo Route 1 nach Oudtshoorn und weiter nach Port Elizabeth und dann wieder zurück über die Garden Route nach Kapstadt bzw. Somerset West. Ich habe traumhafte Safaris im Addo Elephant Nationalpark und in einem privaten Game Reserve gemacht, bin mit einer Zipline durch den Dschungel und über Wasserfälle gerauscht und habe eine abenteuerliche Höhlentour gemacht. Aber so richtig wohl gefühlt habe ich mich nicht. Ich war es nicht gewohnt so alleine unterwegs zu sein, meine Eindrücke mit niemanden teilen zu können. Damals gab es ja auch noch kein Facebook, Smartphones und Internet unterwegs und auch nach Deutschland zu telefonieren war kein Schnäppchen.

Es kamen also zwei Sachen zusammen, ich war unerfahren und bin gleich auf so eine große und lange Reise alleine und die Technik war damals noch nicht so weit wie heute, so dass ich meine Eindrücke wenigstens digital hätte teilen können.  Ich stand oft an einem wunderschönen Ort, ich erinnere mich z.B. noch an den Storms River, einer Flussmündung ins Meer, traumhaft schön, aber ich wusste nicht so recht was damit anzufangen bzw war der Moment schnell verflogen, dann ging es eben weiter zum nächsten Stopp. Ich hab einfach nicht gewusst wie ich es alleine genießen soll. Dazu kam, dass ich mich alleine im Restaurant auch super unwohl gefühlt habe. Ich dachte immer ich werde beobachtet und bemitleidet, vielleicht kennst du dieses Gefühl. Oder einmal wollte ich eine Kajaktour machen, das war grandios. Ich hatte schön Picknick dabei, hab mich in das Kajak gesetzt und wollte durch einen spektakulären Mangrovenwald im Natures Valley schippern, aber ich hatte einfach schiss, weil ich Depp mir die ganze Zeit vorgestellt habe, dass die Zweige im Wasser irgendwelche Leichen sind. Ja ich weiß auch nicht was da mit mir los war.

Lange rede kurzer Sinn: ich bin ziemlich schnell umgedreht und hab zugesehen, dass ich aus diesem Kajak raus komme.

Trotzdem bereue ich es nicht, es war eine so wertvolle Erfahrung und ich glaube es hat mir geholfen Jahre später zu reflektieren und mir Gedanken zu machen, was ich tun muss oder kann, damit ich mich wohler fühle, wenn ich alleine reise.

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